Seit Herbst 2023 gibt es mit dem Rollwerk im 15. Bezirk den ersten indoor FLINTA* Skatepark in Wien.
Es ist nass und kalt draußen. Unter freiem Himmel skaten ist ziemlich schwierig. Noch schwieriger ist es, als komplette Neulinge in der Skateszene. Man wird weggeschnitten, hat keine Zeit oder wird blöd angesprochen, weil man noch keine Tricks kann.
Start in die Skateszene
Nico, Sarah und Nora skaten seit dem ersten Coronajahr zusammen. Der Start in die Wiener Skateszene war für alle drei aber nicht ganz so einfach. Wie steige ich überhaupt auf ein Skateboard, welche Rollschuhe passen am besten und was bedeutet bitte Kickturn und Ollie? Nora hat sich dann in einen Skatepark gewagt, doch die Fragen vom Anfang waren dann das geringste Problem. „Im Skatepark ist es nicht einfach, sich den Raum zu nehmen. Vor allem als Anfänger:innen macht man negative Erfahrungen und es wird blöd geredet,“ erzählt Nora.
Kampf um die Rampe
Nico, Sarah und Nora haben sich in Skateparks oft nicht willkommen gefühlt. Gemeinsam haben sie sich bei schlechtem Wetter einen ruhigeren Skatepark gesucht. Vor dem Skaten musste aber noch vorbereitet werden. Mühevoll haben sie die Rampen nach Regen getrocknet oder sogar den Schnee weggeschaufelt. Die freigeräumte Rampe blieb aber nicht lange unentdeckt und kurz darauf skateten Männer auf der Rampe, die sie sich hergerichtet hatten. Die Wiener Skateparks werden vor allem von Männern dominiert, erzählt das Gründungsteam vom Rollwerk. FLINTA* Personen müssen sich oft hintenanstellen. Es gibt eine ungeschriebene Regel im Skatepark: Abwechseln. Das funktioniert vor allem für Anfängerinnen und Anfänger aber nicht so gut. Nora sagt, „Wenn man nicht so gut ist, wird man von anderen oft geschnitten. Anfängerinnen und Anfängern wird die Zeit auf den Elementen oft nicht gegeben und sogar weggenommen. Wenn du nichts machst, nehme ich mir den Raum.“
Nur für FLINTA*
Im Rollwerk dürfen nun nur FLINTA* Personen skaten. Die Abkürzung steht für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, trans und agender Personen. Der Stern ist ein Platzhalter für Personengruppen, die sich nicht in den Buchstaben wiederfinden, aber dennoch von der Gesellschaft verdrängt werden und Diskriminierung erfahren.
FLINTA* Personen werden in der Gesellschaft oft nicht akzeptiert und benachteiligt. Diesen Personengruppen ist es wichtig, dass unsere Gesellschaft nicht mehr nur von zwei Geschlechtern ausgeht, sondern dass es mehr als nur zwei Geschlechter und Geschlechtsidentitäten gibt. FLINTA* Personen sind Anfeindungen ausgesetzt. Deswegen wollten Nico, Sarah, Nora und viele weitere Helferinnen und Helfer einen sicheren Platz für FLINTA* Personen in der Wiener Skateszene schaffen.
Von der Schreinerei zum Skatepark
Für diesen sicheren Raum, auch genannt Safe Space, hat das Team eine alte Schreinerei im 15. Bezirk in der Oeverseestraße renoviert. Mit Vollzeitjobs und ohne Baustellenerfahrung haben Nico, Sarah und Nora mit der Unterstützung anderer Skatebegeisterten Menschen mit der Renovierung begonnen. Sie haben die alte Schreinerei ausgeräumt, geputzt und die ersten Obstacles (Hindernisse) gebaut. Das alles kostet nicht nur viel Zeit, sondern auch Geld.
DIe Community darf wachsen
Vor den Renovierungen haben sie einen Verein gegründet und hatten schnell 20 Mitglieder. Die Mitglieder zahlen einen Mitgliedsbeitrag, doch der deckt bei weitem nicht alle Kosten. Der Verein startet ein Crowdfunding und finanziert sich damit die Renovierung. Mit der Eröffnung im Herbst ist die Arbeit aber noch nicht vorbei. Das Rollwerk arbeitet weiterhin hart daran, dass ihr Traum auch bestehen bleibt. Mit Veranstaltungen wollen sie sich weiterhin den Skatepark finanzieren und das Rollwerk soll wachsen. Die Community darf noch größer werden.
Das Rollwerk
Indoor Skatepark für FLINTA* Personen
Oeverseestraße 37, 1150 Wien
Skategruppen in Wien: