Wiener Skiwiesn: Wedeln „im Grünem“

Kinder mit Ski stehen auf Plastikskimatten

Die „Wiener Skiwiesn“ im 14. Bezirk ist wieder geöffnet. Sie soll es Kindern und Jugendlichen der Bundeshauptstadt erleichtern, das Ski fahren zu lernen. Anstatt auf Kunstschnee wird auf grünen Plastikmatten geübt. Doch diese Matten sehen Naturschützer kritisch.

Ski fahren in Österreichs Hauptstadt, das ist nach einem Jahr Pause wieder möglich. Die Stadt Wien und der Wiener Skiverband (WSV) möchten es Kindern ermöglichen, einfach und unkompliziert das Skifahren auszuprobieren. Dabei will man vom Schnee unabhängig sein und setzt daher auf grüne Plastikmatten.

Wie ist so eine Plastikmatte aufgebaut?
  • Unter der Matte liegt ein Vlies.
  • Die Matte besteht aus Noppen.
  • Diese sind je nach Hersteller unterschiedlich angeordnet.
    • z.B. rauten- oder kreisförmig
  • Einzelne Elemente der Plastikmatte werden zusammengesteckt und im Boden mit sogenannten „Erdnägeln“ verankert.
  • Das Gras wächst durch die Matte und wird vom Skifahrer abrasiert.
    • Dadurch entsteht eine feste Verbindung mit dem Boden.

250.000 Euro kostete es der Stadt Wien, den Hang im 14. Bezirk mit Kunststoffmatten auszulegen. Den Kindern steht nun von November bis Mitte Februar eine bis zu 30 Meter lange Abfahrt zur Verfügung. „Die Idee hinter der Skiwiesn ist, dass Kinder unkompliziert auf Matten ihre ersten Schwünge ziehen können“, sagt WSV-Präsident Roland König dazu. Das soll dadurch ermöglicht werden, dass jede Wiener Pflichtschulklasse zwei Skitage laut der Stadt Wien „ohne finanzielle Belastung für Eltern und Schulen“ durchführen kann. Dabei sind das Liftticket, der Skilehrer und das Equipment wie Ski und Helm inbegriffen. Die Ausrüstung stellt das Ski-Magazin der Magistratsabteilung 51 zur Verfügung.

Blick auf die "Wiener Skiwiesn" mit vielen Besuchern und Skifahrern
Der Blick auf die „Wiener Skiwiesn“ an einem der wenigen Schneetage in Wien. Credits: Stadt Wien/Markus Wache

Neue Betreiber, neuer Fokus

Das auf Plastikmatten gefahren wird, das ist in Penzing nichts Neues. Denn bereits bevor die Skiwiese für ein Jahr gesperrt worden war, fuhr man hier auf Kunststoffmatten. Allerdings hatte den Betrieb damals noch die Skischule Wien organisiert. Eine Auseinandersetzung zwischen der Skischule und Verpächter (Trailcenter Wien) sorgte dafür, dass die Zusammenarbeit endete.

Die Stadt Wien und der WSV wollen sich nun auf der „Wiener Skiwiesn“ besonders auf die Förderung von Kindern und Jugendlichen fokussieren. Sport-und Gesundheitsstadtrat Peter Hacker stellt dazu im Interview fest: „Es geht hier um eine Investitionen in unsere Zukunft und Gesellschaft. Das Wichtigste ist aber, dass die Kinder großen Spaß dabei haben und sich an der frischen Luft bewegen.“ Der WSV legt Wert darauf, dass eine Sportinfrastruktur erstellt wird, die für möglichst viele Kinder geeignet ist. „Wir verwenden Matten von besonders hoher Qualität, damit die Kinder auch ein rennlaufmäßig durch Stangen hinunterfahren können. Aus diesem Grund ist die „Wiener Skiwiesn“ nicht nur für Anfänger tauglich“, erklärt König.

Mann hat einen Ski in der Hand und führt diesen auf der Kante des Skis über zwei grüne Neveplastmatten, dabei sieht er konzentriert zu
Bunte Plastikborsten statt weißem Pulverschnee. Ist das das Skifahren von morgen? Credits: Neveplast

Plastikmatten – der bessere Kunstschnee?

In Wien schneit es im Jahr nur an wenigen Tagen, hinzu kommen steigende Temperaturen. Daher sind Kunstschnee oder Plastikmatten mögliche Optionen auf der „Wiener Skiwiesn“. Die Belastung der Umwelt ist durch künstlich produzierten Schnee höher als durch die nun verwendeten Matten, denn Schnee aus Schneekanonen braucht viel Energie und große Mengen an Wasser. Darin sind sich sowohl Hacker, König als auch die Präsidentin des Naturschutzbundes Wien Maria Hoi-Leitner einig. Außerdem sind die Kunststoffbeläge aus recyceltem Plastik hergestellt und sollen eine lange Lebensdauer haben. „Dennoch ist es Plastik, das sich abreibt und in das Erdreich kommen kann“, sagt Hoi-Leitner und ergänzt, „aber zurzeit wissen wir noch nicht, wie genau sich solche Kunststoffmatten auf das Pflanzen- und Tierreich auswirken.“

„Es ist einfach keine Zukunft im Skisport zu sehen.“

Maria Hoi-leitner
Präsidentin Naturschutzbund wien

Ein Sport ohne Perspektive

Auch wenn die Auswirkungen von Plastikmatten auf die Natur noch nicht wissenschaftlich erforscht sind, geht der Naturschutzbund Wien davon aus, dass diese Kunststoffflächen negative Auswirkungen auf die Flora und Fauna haben. Es komme schließlich kein Licht und kein Sauerstoff durch die Matten an das Erdreich. Der Naturschutzbund Wien ist sich zwar der wirtschaftlichen Bedeutung des alpinen Skilaufes für Österreich bewusst, dennoch erklärt Hoi-Leitner: „Es ist einfach keine Zukunft im Skisport zu sehen. Ich verstehe daher nicht, warum man unbedingt auf Plastikmatten Ski fahren muss und dadurch wahrscheinlich die Umwelt zerstört. In Zeiten des Klimawandels sollte Menschen eher motiviert werden, klimafreundlichere Sportarten zu betreiben wie zum Beispiel Wandern.“

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Bildtext und Credits des Beitragsbildes
  • Bildtext: Die Kinder warten gespannt auf ihre erste Fahrt
  • Credits: Stadt Wien/Markus Wache