Bettwanzen – In Wien krabbelt’s


Von Anke Mandl

Bettwanzen sind ein Tabuthema und wer sie hat, spricht nicht darüber. In Wien gibt es sie – und zwar sehr viele. Die Anzahl an Schädlingsbekämpfungen für Bettwanzen ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen.

Bettwanze gesichtet während einer Bekämpfung (© Angela Schmidt)

Paris ist am Ende des Jahres vor allem mit einem Thema aufgefallen – seinem Bettwanzenbefall. Wochenlang kursierten Schlagzeilen und Beiträge in den sozialen Medien rund um die blutsaugenden Insekten. Während den einen die Lust auf den Paris Urlaub vergangen ist, hatten die anderen Sorge, die Bettwanzen vom Urlaub mit nach Hause zu bringen. Was viele jedoch nicht wissen – auch in Wien sind Bettwanzen schon länger ein großes Thema.

Christoph Kohsem ist Geschäftsführer der Purissima Schädlungsbekämpfungs GmbH in Wien. Er bestätigt, dass Bettwanzenbefälle seit Beginn des Jahres 2023 stark zugenommen haben. ,,Ich habe täglich Fälle von Bettwanzen in Wien.“ Auch Angela Schmidt vom Unternehmen Adam Schmidt Schädlingsbekämpfung in Wien spricht von einem verstärkten Anstieg seit einigen Jahren. Auch bei ihr gehen täglich mehrere Anrufe zu Bettwanzenbefällen ein.

Wie es Bettwanzen ins Bett schaffen

Zurückzuführen ist das auf die verstärkte Reisetätigkeit. Bettwanzen kommen nämlich nicht durch mangelnde Hygiene, sondern man schleppt sie sich von irgendwoher ein. Meistens aus dem Urlaub und dabei ist es egal, ob aus der Jugendherberge oder dem Luxushotel. Mit der Kleidung oder dem Koffer landen die kleinen Blutsauger schließlich im eigenen Haus. Tagsüber verstecken sich die Bettwanzen in sämtlichen Ritzen und Spalten des Schlafzimmers, sodass man sie nicht sehen kann. Durch Faktoren wie Körperwärme und Schweiß werden sie nachts angelockt und beißen zu.

Die Bisse an sich sind zwar nicht gesundheitsgefährdend, manche Menschen können jedoch allergisch darauf reagieren. Andere können auch gar nichts spüren. Laut Angela Schmidt, kann es sein, dass man lange nichts von den Bettwanzen bemerkt, da es schwierig ist, die Bisse gleich richtig zu deuten. ,,Irgendwann wird man jedoch auf Kotspuren und tote Bettwanzen stoßen und ab da ist klar, dass man etwas machen muss.“

Kotspuren von Bettwanzen (© Angela Schmidt)

Bettwanzen – die ungebetenen Hüttengäste

Dass man etwas machen muss, weiß auch der Österreichische Alpenverein, denn auch in Österreichs Hütten soll es immer wieder Probleme mit Bettwanzen geben. Der Alpenverein geht mit diesem Thema sehr offen um. Die Wirte in den Hütten sollen diesbezüglich geschult sein und in Hütten, die häufiger betroffen sind, solle es eigene Verhaltensregeln geben, erklärt Carolin Scharfenstein von der Abteilung Hütten und Wege.

Geschlossen werde der Hüttenbetrieb bei einem Befall jedoch nicht. Der betroffene Bereich solle lediglich „nicht benutzt werden“ und man müsse sich dann anschauen, wie stark der Befall sei, sagt Scharfenstein. Da gängige Bekämpfungsmethoden in einer Hütte nicht immer möglich seien, greife man teilweise auf Alternativen wie Kieselgur, ein natürliches Schädlingsbekämpfungsmittel, zurück. Laut Schmidt ist dies jedoch keine langfristige und großflächige Bekämpfungsmethode.

„Bettwanzen wandern mit“ ist der Slogan des Österreichischen Alpenvereins und das soll die Gäste auch nicht groß stören – sagt Scharfenstein:,, Die Leute kommen trotzdem noch auf die Hütten und machen sich da, glaube ich, wenig Gedanken.“

Offener Umgang mit Bettwanzen

Auch Schädlingsbekämpfer Kohsem möchte, dass über das Thema Bettwanzen offener gesprochen wird: ,,Bettwanzen sind ein Thema und man muss sie bekämpfen und die Leute dafür sensibilisieren.“ Sowohl Kohsem als auch Schmidt bestätigen, dass es für die meisten ein Tabuthema ist und sie sich für den Schädlingsbefall oftmals schämen. ,,Die Leute genieren sich teilweise vor den eigenen Nachbarn und fragen, ob auf dem Auto eh nicht Schädlingsbekämpfung draufsteht“, erzählt Schmidt. Auch Kohsem betont, dass bei vielen immer noch das Stigma hängt, sich bei einem Bettwanzenbefall als dreckig und unhygienisch zu outen – bei manchen solle deshalb alles so heimlich wie möglich sein. Das spiegelt sich auch in der Datenlage wider.

Keine Meldepflicht für Bettwanzen

Bettwanzen sind Schädlinge, die in Österreich nicht bekämpfungspflichtig und bei der Hausverwaltung, den Eigentümern und der Behörde nicht meldepflichtig sind. Aus diesem Grund gibt es auch keine repräsentative Datenlage. Das zuständige Magistrat der Stadt Wien hat sich auf Anfrage zur aktuellen Bettwanzen-Situation in Wien nicht geäußert.

Was bleibt ist somit die individuelle Auskunft der einzelnen SchädlingsbekämpferInnen und der Versuch, mehr Aufmerksamkeit auf das Thema zu richten