Wiener Marktamt: So verwaltet die Stadt ihre Weihnachtsmärkte  


Neben den regulären Märkten kontrolliert das Wiener Marktamt derzeit zusätzlich 900 Stände auf den Weihnachtsmärkten. Die Behörde bewilligt die Stände, die KontrolleurInnen stellen sicher, dass die HändlerInnen die Gewerbeordnung, Lebensmittelhygiene und Konsumentenschutz einhalten. Auch nach 300 Jahren Wiener Weihnachtsmärkten müssen die Ressourcen des Amts effizient verwendet werden, damit auf den Weihnachtsmärkten alles reibungslos abläuft.

Der Wiener Christkindlmarkt am Rathaus (© stadtwienmarkteing_Johannes-Wiedl)

Mit 4-5 Millionen erwarteten Besuchern und 17 Weihnachtsmärkten ist Wien auch heuer wieder die „Weihnachtshauptstadt Europas“. Damit kommt dem Wiener Marktamt so einiges an zusätzlicher Arbeit und Verantwortung zu. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Behörde neben den Märkten noch ein Füllhorn an weiteren Aufgaben hat. Deshalb müssen auch nach 300 Jahren Wiener Weihnachtsmärkte die Ressourcen des Amts effizient eingesetzt werden. 

Weit mehr als nur die Verwaltung und Kontrolle der Märkte

Die Gruppe Marktverwaltung, die für die Bewilligung und die Veranstaltung der Märkte zuständig ist, ist nämlich nur eine von vier Abteilungen des Marktamtes. Die Behörde, auch Magistratsabteilung 59 genannt, umfasst daneben die Arbeitsgruppen interne Versorgung, Koordination, und Lebensmittel. Letztere ist für sämtliche Lebensmittelkontrollen zuständig, die Gruppe Koordination für den behördlichen KonsumentInnenschutz und für Gewerbeordnungskontrollen. Der Name “Marktamt” täuscht daher etwas über die Bandbreite seiner Aufgaben hinweg. Alexander Hengl, Leiter der Gruppe Koordination und Mediensprecher des Marktamtes, nennt die Behörde daher auch “das Schweizer Taschenmesser der Wiener Behörden”.  

Einer genaueren Betrachtung bedarf aber vor allem die Gruppe Koordination. Als Teil des KonsumentInnenschutzes ist das Marktamt für die Kontrolle aller möglichen gewerblichen Richtlinien zuständig, oft in Zusammenarbeit mit anderen Behörden und der Polizei. So ist es die MA 59, die dafür zuständig ist, dass Airbnb-Unterkünfte kontrolliert, Versicherungs-vermittlungen beaufsichtigt oder die Energieeffizienz von Haushaltsgeräten geprüft werden. Nicht weniger als 200.000 Gewerbe unterliegen in Wien dahingehend der Aufsicht des Marktamtes.  „Jeder Betrieb, egal ob Frisör, Reisebüro oder Bauunternehmen, weiß, dass wir kontrollieren, darauf kann man sich einstellen. Letztes Jahr haben wir beispielsweise fast 90 Tausend Kontrollen nach Gewerbeordnung durchgeführt“, so Hengl. 

Das Marktamt auf dem Weihnachtsmarkt: Glühwein und Feinkost 

Ein guter Anteil der Kontrollen entfällt auch auf die Kontrolle der Weihnachtsmärkte, die jedes Jahr rund sechs Wochen andauern. Zur Weihnachtszeit steigt das Arbeitspensum des überschaubaren Personals des Marktamts, das ohnehin alle Hände voll zu tun hat, erheblich. Schließlich kommen zu den 22 ständigen Lebensmittelmärkten wie Brunnenmarkt, Naschmarkt und Co. noch 17 Weihnachtsmärkte hinzu. Die Märkte werden zwar, anders als die ständigen Lebensmittelmärkte, nicht vom MA 59 veranstaltet, sondern von Privatpersonen oder Vereinen, die das Marktrecht erhalten. Die Überwachung der Standln obliegt aber auch auf den Weihnachtsmärkten dem Wiener Marktamt.   

Ein Christkindlmarkt-Stand im Jahr 1950. Bereits damals waren die Stände schon unter der Kontrolle des Marktamts (© Marktamt Wien/Marktamtsmuseum)

Stände, die Waren wie Christbaumkugeln, Handschuhe oder Schnitzereien anbieten, werden nach Marktordnung- und Gewerbeordnung kontrolliert, zum Beispiel nach Material oder Herkunft. Außerdem stellt das Marktamt sicher, dass ausschließlich „weihnachtliche Artikel“ angeboten werden. Besonders genau schaut die MA 59 aber den Lebensmittel- und Gastronomieständen auf die Finger. Hier wird zusätzlich die Einhaltung der Lebensmittelhygiene unter die Lupe genommen. Dabei wissen die Kontrolleure schon vorab, welche Stände sie sich genauer anschauen müssen. Damit zum Beispiel die Punschhäferln nicht einfach nur kurz unters Wasser gehalten werden, widmen sie den Glühweinständen besonders viel Aufmerksamkeit. Auch Feinkostbetriebe müssen damit rechnen, öfter Besuch vom Marktamt zu bekommen.

Auch das Marktamt ist im Weihnachtsstress

Mit über 30 Jahren Erfahrung bei der Kontrolle der Weihnachtsmärkte kommt dem Marktamt vor allem die Routine zugute. „Für manche mag die Weihnachtszeit überraschend sein, wenn’s um die Geschenke geht, für uns ist die Weihnachtszeit reine Routine. Wir wissen schon, was jährlich auf uns zukommt“, ist Hengl zuversichtlich.   

„Für manche mag die Weihnachtszeit überraschend sein, wenn’s um die Geschenke geht, für uns ist die Weihnachtszeit eine Stromschnelle, die wir schon etliche Male durchquert haben. Wir wissen schon, was jährlich auf uns zukommt“ 

Alexander Hengl, Leiter der Gruppe Koordination 

Das heißt allerdings nicht, dass es nicht dennoch zu Turbulenzen kommt, schließlich sind sechs Wochen lang insgesamt rund 900 Stände mehr zu beaufsichtigen. Das kann sogar dazu führen, dass die Behörde die Arbeit in den anderen Bereichen teilweise vernachlässigen muss. Dennoch zeigt sich das Marktamt optimistisch, immerhin gab es in letzten Jahren kaum Beanstandungen bei den Adventmärkten, so der Mediensprecher des Marktamtes.

Mit der Marktamtshymne liefert die MA 59 einen musikalischen Einblick in seinen Alltag