Vom Weihnachtsbaum ins Tierheim – Warum Tiere keine Geschenke sind

Hund im Tierheim hinter Gittern

Ein Haustier zu haben ist der Traum vieler Kinder und Erwachsener. Oft landen Vierbeiner als unüberlegtes Geschenk unter dem Weihnachtsbaum. Passt das Tier doch nicht in die Lebensumstände der:des Beschenkten, wird es ins Tierheim abgeschoben. Um das zu verhindern, haben viele Tierheime, wie das TierQuartier Wien, bereits Maßnahmen ergriffen.

„Das Allerwichtigste ist klarzustellen, dass Tiere keine Geschenke sind. Das sind Lebewesen. Ein Tier zu adoptieren ist eine Entscheidung, die jeder Mensch bewusst treffen sollte. Diese Entscheidung kann man jemanden nicht abnehmen“, sagt Anna Putz, Pressesprecherin des TierQuartier Wien, über Tiergeschenke zu Weihnachten. In vielen Fällen werden Tiere, die als Weihnachtsgeschenk unter dem Baum landen, nach den Feiertagen ins Tierheim gebracht.


„Ein Tier zu adoptieren ist eine Entscheidung, die jeder Mensch bewusst treffen sollte.“

– Anna Putz, TierQuartier Wien

Viele Faktoren müssen berücksichtigt werden

Gründe für eine Abgabe im Tierheim sind oft die Urlaubssaison oder Verhaltensprobleme des Tieres. Vor allem wenn der:die Beschenkte ein Kind ist, kann es heikel werden. Kinder sind weitestgehend nicht in der Lage, sich selbstständig um ein Tier zu kümmern und die Verantwortung dafür zu übernehmen. Auch der finanzielle Aspekt wird oft unterschätzt. Besonders gerne werden Kleintiere verschenkt, da sie als anspruchslos eingestuft werden. „Leider stimmt das überhaupt nicht“, berichtigt Veronika Weissenböck, VIER PFOTEN Kampagnenleiterin in einem Interview mit der APA. Schlechte Vorbereitung und nicht vorhandenes Wissen führen oftmals zu schweren Haltungsfehlern.

Tierheime gehen gegen Tiergeschenke vor

Um zu vermeiden, dass adoptierte Tiere zu Weihnachtsgeschenken werden, haben in Österreich und auch Deutschland viele Tierheime über Dezember und bis in den Jänner hinein einen Vermittlungsstopp. Damit soll verhindert werden, dass Tiere unüberlegt aus Einsamkeit oder als Geschenk aus dem Tierheim geholt werden. Denn Tierheime, wie beispielsweise das vom Tierschutz Austria in Vösendorf, verzeichnen nach den Feiertagen einen Anstieg an abgegebenen Tieren, vor allem von Welpen.

Ganzjährige Qualitätskriterien im TierQuartier

Das TierQuartier Wien verzichtet auf Maßnahmen wie diese, man kann dort ganzjährig Tiere adoptieren. Trotzdem sind sie sich der Intentionen mancher Menschen bewusst: „Wir achten zu Weihnachten speziell darauf, ob das Interesse auch wirklich ernsthaft ist“, so Putz. Das TierQuartier Wien hat bestimmte Qualitätskriterien bei der Vergabe, die auch während Weihnachten aufrecht bleiben. Anders als in anderen Tierheimen kann man nicht durch die Räumlichkeiten gehen und sich Tiere nach dem optischen Kriterien aussuchen. Im Vorhinein muss ein Fragebogen ausgefüllt werden, in dem Fragen gestellt werden wie: Was erwartet man sich? Wie viel Zeit und Platz hat man für das Tier? Wie lange bleibt es alleine? „Die für die Vergabe Zuständigen sichten die Fragebögen und versuchen unter den Tieren das Perfect Match zu finden“, erklärt Putz den Ablauf weiter. „Wir halten ganzjährig an unseren Qualitätskriterien fest und haben sehr geringe Rückgabequoten, worauf wir sehr stolz sind.“

Maßnahmen lösen Grundproblem nicht

Trotz der Maßnahmen der Tierheime wird jedoch das Grundproblem nicht gelöst, wie Stephan Scheidl, Leiter des Tierheims Tierschutz Austria, in einem Interview mit Puls24 erklärt. Denn wenn das Tierheim keine Option ist, werden die Tiere stattdessen häufig von unseriösen Quellen wie Online-Plattformen angeschafft. Auch wenn es im ersten Moment gut erscheint, diese Tiere zu retten, wird die Maschinerie illegaler Händler:innen unterstützt. Diese Tiere sind oft traumatisiert und verhaltensauffällig, wodurch sie wieder im Tierheim landen. „Viele fressen nicht, ziehen sich komplett zurück. Angst ist aus der Körpersprache ersichtlich“, sagt Tierpsychologin Denise Seidl in einem Interview mit der Kleinen Zeitung. Ein ständiger Umzug und Wechsel der Bezugspersonen belastet die Psyche der Tiere zusätzlich.

Tierheime bieten zahlreiche Alternativen 

Anna Putz aus dem TierQuartier Wien betont erneut, was für eine große Verantwortung ein Haustier ist: „Tiere sind wunderschön und bereichern das Leben unheimlich, aber ob man ein Tier möchte und ob man sein Leben auch mit dem Tier teilen möchte, das ist eine Entscheidung, die man wirklich bewusst treffen sollte“. Für Unentschlossene oder als Geschenk für Tierbegeisterte sollte man also lieber zu einer Alternative greifen. Im TierQuarTier gibt es die Möglichkeit, gegen einen Spendenbeitrag eine Patenschaft für ein Tier zu übernehmen. Ebenso gibt es jedes Jahr eine Aktion, bei der man ihnen Pakete mit Geschenken schicken kann, um die Zeit im Heim möglichst schön zu gestalten. Eine gute Möglichkeit, sich auf das Thema vorzubereiten, stellen Bücher über das gewünschte Haustier dar, um sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, bevor man den Schritt geht, ein Tier zu adoptieren. Ebenso kann mit Angeboten wie Dog Sharing erste Erfahrungen mit Haustieren sammeln und für sich entscheiden, ob sie in die Lebensumstände passen.

Über das TierQuartier Wien:
Das TierQuartier Wien ist eines der modernsten Tierheime Europas und bietet auf einem Areal von 9.700 Quadratmetern Platz für 150 Hunde, 300 Katzen und hunderte Kleintiere wie Hamster, Meerschweinchen und Kaninchen. Da das TierQuartier ein behördliches Tierheim ist, sind keine Privatabgaben möglich.

Wie kann ich das TierQuartier unterstützen?
Dafür gibt es viele Möglichkeiten. Von Direktspenden, Sachspenden bis hin zu Zeitspenden ist alles dabei. Weitere Informationen gibt es auf ihrer Homepage.

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